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Caher – Carrauntoohil – Cronin`s Yard

Es schießt nur eine Sekunde durch meinen Kopf, aber ein Umkehren ist zwecklos und gefährlicher als sich hier nun hoch zu kämpfen. Daher heißt es, sich auf seine Stärken zu konzentrieren, alle Kräfte zu mobilisieren und weiter bergan zu steigen.

 

Als ich die rutschige Steinpassage hinter mich bringe, wird es zwar ein etwas flacher, da ich nach rechts leicht quere, aber die Probleme werden nicht weniger. Das Gras ist feucht und bietet bedingt sicheren Stand. Kurz erkenne ich schwache Trittspuren, wohl eher von den Schafen hier oben als von Menschen. Schweißgebadet kämpfe ich mich auf allen Vieren krabbelnd nach oben. Diese Technik finde ich am Sichersten und hatte sich auch auf Riffa in extremem Terrain bewährt. Es gibt ein wenig Sicherheit.

Mit letzter Kraft erreiche ich den Gipfelgrat, der zum Caher, irisch Cathair (1001 m), nach rechts führt. Das Video meines Aufstieges in voller Länge findet sich auf Youtube.

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Interessante Fakten

  • Caher (irisch Cathair) ist mit 1001 m dritthöchster Berg Irlands
  • Carrauntuohill (irisch Corrán Tuathail) ist der höchste Berg mit 1.041 m
  • Cronin`s Yard (145 m)
Steinig, nass und rutschig
Grat zum Caher
 
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Verschiedene Nationen auf dem Weg zum Carrauntoohil
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Auf dem Gipfel des Carrauntoohil

Froh über neue Bekanntschaften am Caher

Da dringt von links ein engelsgleiches „Hi“ an meine Ohren. Lieblich und herzlich zugleich kam es von einem Mädel, das mit ihren beiden Begleitern einen anderen Aufstieg gewählt hat.
Ich bin wirklich froh, hier Leute zu treffen und wir tauschen uns etwas aus. Zu Janice, Mark und Paddy gesellt sich noch ein Spanier, der bei Mark wohnt und Urlaub macht. Neben Englisch kann ich sogar etwas Spanisch sprechen.

Gemeinsam setzen wir den Weg zum Caher, dem dritthöchsten Berg Irlands, und schließlich zum Carrauntoohil fort.
Das Wechselspiel von Sonne und Wolken gibt immer wieder Blicke nach unten ins Tal auf beide Seiten frei. „Amazing“ und „gorgeous“ wie Janice findet. Dem kann ich mich nur anschließen…
Der Pfad hier auf dem Bergrücken ist gut zu laufen, auch wenn es über Stock und Stein geht bis wir es endlich geschafft haben.

Auf dem höchsten Punkt der grünen Insel

Top of Carrauntoohil um 13:15 Uhr. Damit benötigte ich für den Aufstieg gute 4 Stunden.
Es ist sehr windig und viel los. Zwar ist heute Samstag, also Wochenende, aber das Wandern bzw. die Besteigung von Carrauntoohil scheint eine regelrechte Lieblingsbeschäftigung der Iren zu sein. Egal ob jung oder alt, man trifft sich hier oben.
Der Blick zurück zum Caher verdeutlicht den beeindruckenden Gipfelgrat auf dem Weg hierher, den zum Aufstieg -bis auf uns fünf- eigentlich niemand wählt, jedenfalls „strömen“ die Leute nur von der anderen Talseite herauf.
Während wir entsprechend ausgerüstet sind und nach den obligatorischen Gipfelfotos Schutz vor dem kühlen Wind suchen und Brotzeit machen, sehe ich viele, die mich den Kopf schütteln lassen…
Ohne Rucksack mit Verpflegung oder nur in sehr kurzen Hosen und T-Shirt. Aber dazu später mehr und Nein Lady, es sind sogar mehr Frauen als Typen, die so rumlaufen ?

 

Was für ein Zufall auf dem Carrauntoohil?!?

Aufgrund der wechselnden Bedingungen und des beschwerlichen Aufstieges gefällt mir mein ursprünglicher Plan, über die anderen Gipfel ins Black Valley Tal zurückzulaufen, nicht wirklich mehr.
Zwar zeigt mir Paddy nochmal den Wegverlauf und gibt mir zusätzliche Infos, aber…
WTF?!?
Kann doch gar nicht sein, ich traue meinen Augen nicht. Eine der beiden Ladies, mit denen ich mich gestern ausgiebig in der Küche unterhielt, steht vor mir und als wir uns zuwinken, sehe ich, dass die Ältere der beiden ebenfalls hochgewandert ist. Unglaublich, aber wahr und es sollte noch besser kommen.
Sie sind über die Devil`s ladder nach oben und werden die Zig-Zags nach unten nehmen.
Ihr Auto parkten sie im Tal bei Cronin`s Yard und würden sich freuen, mich mitzunehmen.
Beinahe mit Tränen aus Freude in den Augen nehme ich dankend an und vereinbare, dass ich gemütlich absteige und unten warten werde, was ich nach der Verabschiedung von meinen Kurzzeitfreunden auch tue.

Zig-Zags – No easy descent

Auf den ersten Metern überholen mich drei Typen, ohne Rucksäcke und in kurzer Bekleidung. Ich habe Zeit und laufe daher entspannt hinterher. Keine fünf Minuten später, sehe ich die drei wieder.
Einer davon liegt auf dem Boden. Völlig fertig mit der Welt, käseweiß und offensichtlich einem Kreislaufkollaps erlegen.
Ich „opfere“ eine meiner Fruchtschnitten und Wasser. Verhalten vorher hin oder her, Trinken und Zucker zum Auffüllen der Energiereserven scheint mir die einzige Abhilfe für die vorliegende Problematik zu sein. Dann setze ich meinen Weg fort.
Die Zig-Zags sind beliebter Auf- bzw. Abstieg, aber sie ziehen sich dann doch schier endlos. Allerdings sind sie anfangs klar erkennbar und eben ein deutlicher „Gebirgspfad“.
Bis nach Cronin`s Yard sollte ich fast genauso lange brauchen, wie für den Aufstieg.

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Zig Zags als Variante des Abstiegs
 

Fazit meiner Tour auf den Carrauntoohil

Es ist schon etwas Besonderes, diese Gipfel zu besteigen und die Freiheit im Wandern und seinen Wegen ist überraschend. Aber so wird nun einmal auf Irland gewandert.
Bei Regen oder schlechter Sicht ist mein gewählter Aufstiegsweg sicher ein schier zu gefährliches Unterfangen.
Zusammen mit den gestrigen 37 km waren die heutigen 20 Kilometer mit die Härtesten, die ich jemals wanderte. Nicht nur physisch, sondern vor allem im Aufstieg aufgrund der rutschigen Bedingungen auch sehr psychisch fordernd. But „I did it“ wie die Lady sagte 😉
Ein weiteres Mal würde ich die durchgeführte Wanderung so nicht mehr angehen, sondern von einem anderen Startpunkt aus über den Caher auf den Carrauntoohil wandern, um dann -gute Sicht vorausgesetzt- über die lange Bergkette ins Black Valley abzusteigen.
Zwar eine große Herausforderung, aber es sollte ja immer eine Steigerung möglich sein. Sonst ist das Leben langweilig 😉
Keep on rockin guys and stay safe.
Michael



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